Typowalks Innsbruck

Fünf Streifzüge in die Welt der Zeichen und Schriften des öffentlichen Raums.

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Hoch auf dem Tiroler Landesmuseum leuchtet ein Neonschriftzug von Christoph Hinterhuber. Der Tiroler Künstler entwickelte seit 2003 mehrere Neonarbeiten für den öffentlichen Raum aber auch für Galerien und Ausstellungen. Die Arbeit am Museum ist eine Interpretation zum Thema Code, die unterschiedliche Assoziationen zulässt und sich bewusst einer klaren Deutung entzieht.

In einem Gespräch aus dem Jahr 2017 erzählt der Künstler: „Meine erste bewußte Auseinandersetzung mit Neon hatte ich während eines Artist in Residence-Aufenthalts um die Jahrtausendwende in Mexico City. Dort gab es riesige Handwerkerviertel wo in vielen Garagen Neonleuchtdinge hergestellt wurden. Das hat mich beeindruckt und auf einer ästhetischen Ebene sehr angesprochen. Später auch aus anderen Gründen: Einerseits, weil jedes Teil eine manuelle Glasbläserarbeit ist. Und dann, weil es eine Technologie ist, die vollständig ausgeschöpft ist. Alle technischen Möglichkeiten die diese Technologie hat, gibt es schon, sie ist nicht mehr weiterentwickelbar. Das widerspricht komplett dem Zeitgeist und das gefällt mir. Auch hier erinnert es mich an Vinyl, das mir über meine Beschäftigung mit der Musik sehr nah ist.“

Eine kurze Geschichte
des Neonlichts

Schon in den 1890er Jahren tauchten in Berlin und in den USA die ersten Lichtwerbungen auf. Es handelte sich dabei um Glühlampen, die zu Symbolen oder Schriften angeordnet waren. Die erste echte Neonschrift erstrahlte 1912 über einem Pariser Friseurgeschäft, seinen Siegeszug trat das Neon dann ab den 1920er Jahren in Amerika an. Unsere Bilder von Las Vegas oder dem New Yorker Timesquare sind ohne Neonwerbung nicht zu denken, sie steht für Aufbruch, Wohlstand, den American Way of Life und die Inszenierung von Städten; später auch für Popkultur, Konsum und Kapitalismus. Die Geschichte hindurch wurde Neon sowohl als "infernalisches Lichtattentat" als auch "das hervorstechendste Merkmal moderner Kultur" diskutiert.

Das Edelgas Neon wurde von britischen Forschern im späten 19. Jahrhundert entdeckt, die Neonröhre selbst im Jahr 1910 vom Franzosen George Claude. Die Firma „Claude Neon“ wurde weltberühmt. Was heute landläufig oft als Neonröhre bezeichnet wird, meint meist die kaltweiße, seriell produzierte Leuchtstoffröhre. Diese ist mit Quecksilberdampf gefüllt und mit fluoreszierenden Stoffen beschichtet und keine Neonröhre. Die echte hingegen leuchtet ursprünglich nur in Rot, wird in Handarbeit von Glasbläsern hergestellt und ist damit das genaue Gegenteil des industriellen Massenprodukts. Als Neonröhren wurden bald auch Glasröhren bezeichnet, die mit anderen Gasen als Neon gefüllt waren und daher andersfarbig leuchteten, etwa violett (Argon), rosa (Helium) oder blassblau (Xenon).

Neon ist nicht nur ein technisches, sondern auch ein kulturgeschichtliches Phänomen. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Literatur, Architektur, Film, Philosophie u.m. ließen sich durch das farbige Flackerlicht inspirieren. Für die große Masse der Werbebeleuchtungen ist die Neonröhre heute kein Thema mehr, aber in bestimmten urbanen Kulturen, etwa in Berlin, kehrt sie als individuelles Handwerksstück zurück. In Innsbruck setzt sich z.B. der Künstler Christoph Hinterhuber in seinen Arbeiten im öffentlichen Stadtraum mit Neonlicht auseinander.

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